Geschichte der Stromversorgung in Offenbach

Im Jahr 1900 wurden die Siemens-Schuckert Werke beauftragt eine elektrische Gleichstromzentrale zur Versorgung des offenbacher Hafens und des gaplanten Gaswerkes zu errichten.
1901 wurden 2 Zweiflammrohrkessel der Bauart Morison von der Firma G.Rochow zur Dampferzeugung geliefert.
1. Dezember 1902 Inbetriebnahme der Gleichstromzentrale, die 600Volt lieferte
29. Juni 1905 war derBeschluss der Stadtverordnetenversammlung gefasst worden, dass durch die Hinzuziehung eines Sachverständigen (Dr.Lehmann-Richter, FFM) die bisherige Maschinenstation in eine elektrische Zentrale zur Versorgung des Stadtgebiets mit Strom, umzubauen.
Nach dem Umbau hatte das Werk eine Gesammtleistung vom 1110 KW.
September 1910 nach der Inbertiebnahme des neuen Drehstromkraftwerkes wurde das Gleichstromkraftwerk stillgelegt und diente als Reserve für die neue Anlage.
1.April 1912 entgültige Stillegung des Gleichstromkraftwerkes und Demontage.
Das Maschinenhaus des alten Gleichstromkraftwerkes ist heute die Kantine der EVO AG.

Ein Klick und das Licht ist an, die Kaffeemaschine kocht das Wasser auf oder der Staubsauger geht dem Schmutz an den Kragen. Dass Strom aus der Steckdose kommt und zahlreiche Haushaltshelfer antreibt, ist hierzulande heute selbstverständlich. So sehr, dass darüber leicht vergessen wird, dass die „stromlose Zeit“ noch gar nicht so lange her ist.

Seit knapp 100 Jahren werden Stadt und Kreis mit elektrischem Strom versorgt, heute liefert die Energieversorgung Offenbach (EVO) den Strom für die Region. Unter dem Titel „Stadt und Kreis Offenbach unter Strom“ hat die EVO eine kleine Ausstellung konzipiert, die im Offenbacher Rathaus zu sehen ist. Anschließend wird sie in verschiedenen Kommunen des Kreises zu sehen sein.

Der Anlass ist aktuell, denn wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts steht die Region wieder vor einem Umbruch in der Energieversorgung. Eroberte damals der elektrische Strom die Haushalte, steht nun die Umstellung auf nachhaltige Energieerzeugung an. Und angesichts der aktuellen Debatten um Stromtrassenführung, Versorgungssicherheit und Energiemix ist die Besinnung auf die Anfänge der Elektrifizierung nur folgerichtig – auch wenn die Schau durchaus umfangreicher hätte ausfallen dürfen.

Wie sehr die Nutzbarkeit von Strom den Alltag veränderte, lässt sich aber auch an den wenigen Exponaten gut erkennen, etwa an der Kochplatte von 1930, die stellvertretend für den Siegeszug des elektrischen Herdes in den Haushalten steht: Welche Hausfrau oder welcher Hausmann möchte heute noch Briketts aus dem Kohlenkeller in ein viertes Obergeschoss schleppen, um dort im Herd ein Feuer entfachen zu können? Teils bis in die 1970er Jahre war aber das in mancher Offenbacher Altbauwohnung noch Realität.

Dabei war Offenbach sogar recht früh dabei, mit Elektrizität zu experimentieren: Zur Landesgewerbeschau 1870 wurde erstmals elektrisches Licht in der Stadt vorgestellt, 1884 verkehrte deutschlandweit die erste elektrische Straßenbahn mit Oberleitungssystem zwischen Frankfurt und Offenbach – der Strom dafür aber kam aus Oberrad. 1890 experimentierte das Unternehmen Riedinger mit Strom aus Druckluft – und ging pleite.

So verwundert es nicht, dass sich die Stadtverordneten 1899 schwer taten, den Bau eines eigenen Elektrizitätswerks zu beschließen. „Mit knapper Mehrheit“, wie in der Ausstellung zu lesen ist. Gewinn warf das Elektrizitätswerk, das auf dem Gelände der heutigen EVO im Nordring stand, erst ab 1902 ab, als durch den Bau des Hafens die benötigte Kohle günstiger herangeschafft werden konnte.

„Die Zeit der Kohle in Deutschland ist endlich“, sagt Christoph Meier, Vorstandsvorsitzender der EVO. Über 100 Jahre wurde gerade mit Kohle Strom für Stadt und Kreis erzeugt, in den kommenden Jahren wird sich das ändern. Bereits heute stammen 55 Prozent des erzeugten Stroms der EVO aus erneuerbaren Energien.

Auf welche Variante die EVO zukünftig setzen werde, sei noch nicht entschieden, heißt es. Auch daher lohnt der Blick auf die Anfänge der Elektrifizierung.